VON HORST ELLEBRACHT. Sportreporter

__________________________________________

 

 

                Im Wandel der Zeit

                          Die erfolgreichste Holzmindener                   

                                                     Fußball-Mannschaft aller Zeiten


TUSPO spielte 1967 in der Oberliga, damals die dritthöchste Klasse in Deutschland.

Obere Reihe von links: Roland Thiel, Horst Schomburg, Friedhelm Holtgrave,

Gerhard Bradler, Klaus Faulenbach, Eberhard Ziebuhr, Jürgen Asche,

 Trainer Helmut Flottmann. Untere Reihe von links:

Willi Dörrier, Eckhard Koss, Reinhard Koch und Peter Sager.

                                                                                                                                     Foto: Thiel

Erfolgreich...

TUSPO Holzminden

von links nach rechts: Betreuer Reinhold Kreykenbohm, Tainer Helmut Hesse, 

 Mannschaftsführer Roland Thiel, Willi Dörrier, Eberhard Ziebuhr,

Horst Schomburg, Gerd "Putzi" Bradler, "Tommi" Sommer, Peter Sager,

  Friedhelm "Holli" Holtgrave (später langjähriger Profi beim VFL Osnabrück),

Franz-Josef "Simba" Czech, Theo Koch, Eckhard Koss,

Walter Dormann und Masseur Conni Volz

_________________________________________



            Das runde Leder eroberte Holzminden

Täglicher Anzeiger Holzminden berichtet am 27. Mai 1995

in einer Sonderausgabe

________________________________


Wie damals alles begann: "Wo kriegen wir einen heilen Fußball her, wo ein Paar Fußballstiefel und wo einen Speer und wo einen Diskus?"

 

Das waren so die ersten Sorgen der Holzmindener Sportler, als sie den Stacheldraht der Kriegsgefangenschaft und den großen Krieg mit vier Jahren Russland usw. hinter sich hatten. Damals galt noch die Reichsmark - die gab es wohl noch in Hülle und Fülle, aber zum Unglück gab es nichts dafür. Und besonders nicht solche ledernen Artikel wie Fußball und Fußballstiefel. Und die ersten, die hier mit ihrem Kochgeschirr an der Seite und ihrem demontierten Wehrmachtsrock auf dem Bahnhof der Heimatstadt landeten, die standen mit ihren Sportwünschen viel kleiner und hässlicher da, als die alten Turner von 100 Jahren anfingen, oder die ersten Sportler um die Jahrhundertwende, als sie den Fußball einzubürgern versuchten. Und es ist schnell aufwärts gegangen. 

Erstmalig gelangten 1946/47 Tuspos Fußballer in die erste Liga des Fußballs. Freilich hingen hier die Trauben hoch, aber Tuspo hat sich auch hier wacker geschlagen.

Hannover 96, ehemals  (1938) deutscher Fußballmeister, wurde 2:1 besiegt. Dann kam die Norddeutsche Oberliga. Nochmals war Tuspo Zünglein an der Waage  - nochmals gaben "96 Hannover" und "VFB Peine" Gastspiele in Holzminden. Der sechste Platz in diesem harten Rencontre mit den "Großen" des niedersächsischen Fußballs bleibt für Tuspo ein Ehrenplatz. Und in der folgenden Saison, im Jahr 1947/48, langte es immerhin noch zum zweiten Platz in der neu aufgestellten niedersächsischen Landesliga der Staffel Hildesheim - hin "05 Göttingen", die mit allem Glück das Rennen machten.

Wer erinnert sich nicht mehr der großen Momente auf dem Jahnplatz, als "Concordia Hamburg" und "BSV. Bremen", Vertreter der Oberliga, auf dem Jahnplatz nach schönen mit vorbildlicher sportlicher Fairness durchstandenen Fußballschlachten soeben noch ihre Kastanien aus dem Feuer holten? Und der vielen Punktspiele, die gefolgt sind und die Spielsonntag für Spielsonntag Tausende von den Jüngern König Fußballs als Augenzeugen gehabt haben. Sie brachten Erfolge - sie brachten auch Niederlagen. Wie das so ist in König Fußballs Reich.                      

Gewinnen und Verlieren - das ist der kategorische Imperativ des sportlichen Spiels:

Im Erfolg die Achtung vor dem Gegner bewahren - im Misserfolg den Respekt gegenüber dem eisernen Gebot der sportlichen Idee, dem Gebot der Fairness und der Anständigkeit! Zur Zeit kämpft die erste Fußballmannschaft der Sportfreunde Holzminden wieder darum, den Anschluss nach oben zu behalten und die Tuchfühlung mit den alten Sportrivalen in Hameln, in Göttingen, in Braunschweig zu bewahren. Die erste Mann-

schaft - sie ist die Visitenkarte des Vereins. Gönnen wir ihr Ruf und Beliebtheit. Wer aber weiß, dass die zweite, die dritte und die vierte "Garnitur" , wie man früher zu sagen pflegte, nicht  weniger Respekt verlangen dürfen und insbesondere die Jugend nicht, die noch unbekannt als junge Fußballbegeisterte ohne Namen einst auf den Spielplätzen sich Ruf und Namen erspielen werden, wie das immer gewesen ist, solange König Fußball auf dem Kontinent regiert? Hier, wo ohne den großen Applaus des Fußballpublikums, ohne den Nimbus des großen Namens und ohne die Sensationssucht der Fanatiker um des Spiels willen und um der einen Lust am Fußball Sonntag für Sonntag die Fußballstiefel

angezogen werden, ist die Idee von Spiel und Sport ohne allen Zweifel mindestens ebenso lebendig wie in den Riesenstadien der Weltverbände, in denen 22 Spieler spielen und 22 000 zuschauen. Tuspo wie Sportfreunde haben immer Wert darauf gelegt , der Jugend nichts zu versagen, worauf sie Anspruch haben. Als bei den Meisterschaftsspielen der Jugend in früheren Jahren Vereine wie 05 Göttingen, Gronau, Adenstedt ihre Jugendelf mit Rücksichten auf die leidige Finanzlage entweder nicht Reisen schickten oder ganz zurückzogen, stellte sich die Tuspo-Jugend jedem auswärtigen Gegner. Im Juli 1948 (kurz nach dem Währungsschnitt) wurde für Tuspo Schüler- und Knabenmannschaften ein 14tägiges Ferienlager bei Einbeck durchgeführt, das in finanzieller Hinsicht sehr viel Sorgen gemacht hat. Hier erscheint ein Appell an das Fußballpublikum angebracht. Unterstützt auch die Spiele der unteren Mannschaften und der Jugend vor allem! Wenn bei den Punktspielen der "Ersten" einst Tausende von Zuschauern das Spielfeld säumten, dann fragte sich mancher: "Wo bleiben die beträchtlichen Mittel, die hier als Scherflein der Sportbegeisterung dargebracht werden?" Keine Sorge! Es gibt Kanäle und Kanälchen genug, durch die das Geld in einem Großverein echten sportlichen Zwecken zufließen kann! Nur in Holzminden hat man die Zeichen der Zeit verpasst. Es wurde versäumt einen Einklang zwischen Sport und Wirtschaft herzustellen. Deshalb spielen die Sportfreunde heute in der Bezirksklasse, während ein SV Meppen ans Tor der Bundesliga klopft. 

                                                           ________________________

       Im Sturmlauf zum Meistertitel - Aufstieg in die Landesliga

 TUSPO Herbstmeister 1965/66 

        der Verbandsliga Süd

                     -----------     

Im letzten Heimspiel dieses Jahres wurde Preußen Hameln 07   überzeugend mit 4:1 (2:0) besiegt.

                          *

Eckhard Koss (vorne links)

nimmt Glückwünsche entgegen.